Keime sind durchweg unhöfliche Gesellen: Man schüttelt sich die Hand, hält jemandem die Tür auf oder ruft die Freundin an – schon ziehen sie auf den Händen ein, machen es sich gemütlich und bringen ihre ganze Sippschaft an Krankheiten gleich mit. Husten, Schnupfen und Durchfall sind hierbei nur die harmlosesten Souvenirs, die sie von ihren Weltreisen mitbringen. Wie wird man sie also wieder los? Händewaschen! Doch wie? Warm? Kalt? Mit viel oder wenig Seife? Wir verraten dir, alles was du übers Händewaschen wissen solltest.
Warm oder Kalt?
Kannst du den Text von „God Save the Queen“, lässt dir gerne die Hände verbrühen und willst fast einen ganzen Tag im Jahr mit Händewaschen verbringen? Nein? Dann solltest du nicht in England leben. Dort raten Ärzte nämlich: Hände bei mindestens 60 °C heißem Wasser und 45 Sekunden lang waschen, was einer Strophe der englischen Nationalhymne entspricht. Bevor du dir jetzt ein Thermometer neben das Waschbecken legst und fleißig den Text lernst, keine Angst: US-Forscher der Rutgers Universität haben eine Studie durchgeführt, die das deutlich widerlegt.
Sechs Monate lang überwachten sie 20 Probanden, die sich mit unterschiedlicher Temperatur die Hände waschen sollten, jeweils zehn Sekunden bei 15,5 Grad, 26 Grad oder 38 Grad. Was war das Ergebnis? Erstaunlich wenig: Die Temperatur machte keinen Unterschied und nach zehn Sekunden waren die meisten Krankheitserreger zur Strecke gebracht. Zuvor waren harmlose Bakterien auf den Händen verteilt worden. Also: Warm oder kalt ist völlig egal, solange du dich mit der Temperatur wohlfühlst. Nur ganz heiß sollte es nicht sein, so trocknen die Hände schneller aus.
Wie lange sollte man Hände waschen?
Gut und schön! Warum also dann die Frage nach der Zeit? Die Studie sagt doch deutlich, dass zehn Sekunden reichen? Ja, bei harmlosen Bakterien schon, nur sind Bus, Küche und Smartphone die freie Wildbahn, wo sich gefräßigere Raubtiere tummeln. Hier kommt eine Studie der Uni Regensburg zu Hilfe: Wieder ist die Temperatur des Wassers egal, aber es waren 30 Sekunden nötig, bis 99,9 % der Keime in die ewigen Jagdgründe eingekehrt waren. Das ist doch unrealistisch, wer hat den so viel Zeit? Richtig, deshalb hier der Kompromiss: 20 bis 30 Sekunden gründlich waschen und dabei zweimal „Happy Birthday to you“ trällern – das macht 20 Sekunden und wird von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.
Mit oder ohne Seife?
Doch die Uni Regensburg sagt noch mehr: Wer keine Seife benutzt, braucht auch nicht seine Hände zu waschen. Die Keime sind nämlich so fest mit der Haut verbunden, dass sie einfach eine Pool-Party feiern, wenn du deine Hände bloß mit Wasser wäschst. Also: Viel Seife nehmen, zwischen den Fingern, unter den Nägeln und auf dem Handrücken verteilen und dann mit Wasser abreiben. So verwandelt sich die Pool-Party in ein Massengrab für Bazillen.
Die Art der Seife ist dabei auch egal: Laut der Studie sind antibakterielle Seifen nicht besser als normale Flüssigseifen. Doch jetzt das Horror-Szenario: Was mache ich auf einer versifften Autobahntoilette und weit und breit ist keine Seife in Sicht? Hier hilft nur Zähne zusammenbeißen und 30 Sekunden unter warmem Wasser die Hände abspülen. Ohne Seife ist nämlich warmes Wasser effektiver als kaltes. Nichtsdestotrotz wird dabei nur der Schmutz besser gelöst, die Keime bleiben trotzdem.
Wann solltest du die Hände waschen?
Ginge es nach medizinischen Vorgaben, solltest du praktisch den ganzen Tag Hände waschen, denn überall lauern Keime: in Bus und Bahn, auf Einkaufswagen, Smartphone, rohem Fleisch usw. Doch wer hat so viel Zeit oder hält sich daran? Gut, nach der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist Folgendes Pflicht:
- nach der Toilette
- wenn du nach Hause kommst
- wenn du dein Kind gewickelt hast
- nach Niesen, Husten, Naseputzen
- wenn du den Müll entsorgt hast
- wenn du Kontakt mit Tieren hattest
Schließlich solltest du auch keine Medikamente berühren, ohne die Hände gereinigt zu haben und auch beim Kochen musst du davor und danach deine Hände waschen – vor allem, wenn du mit rohem Fleisch hantierst. Zuletzt heißt es auch beim Krankenbesuch: Händewaschen davor und danach, ebenso, wenn du Wunden versorgst.
Fazit: Hände kalt waschen und Geld sparen
Jetzt weißt du Bescheid: Warm oder kalt? Es ist völlig egal! Dennoch kannst du dein Wasser in flüssiges Gold verwandeln, wenn du es kalt erträgst. Pro Jahr können auf diese Weise ein paar Euro rausspringen. In der Regel kostet nämlich ein Liter warmes Wasser 0,7 Cent; ein Liter kaltes Wasser nur 0,5 Cent. Einmal Händewaschen macht ungefähr zwei Liter und schon kannst du dir ausrechnen, was du im Jahr sparen könntest. Millionär wird man damit nicht; aber für ein Essen im Restaurant sollte es reichen.
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